– Ein Beitrag anlässlich der Internationalen Wochen gegen Rassismus –
Wer das Privileg hat, mehrsprachig aufzuwachsen, erkennt früher oder später, wie groß die Bereicherung für die eigene Entwicklung ist. Allein die emotionale, kognitive und kommunikative Entwicklung eines Kindes wird durch Sprache stark beeinflusst. Doch wer genau hinschaut, wird schnell erkennen, wie wenig das Bildungssystem der Mehrsprachigkeit tatsächlich fördert. Die Abwertung der Muttersprachen, vor allem wenn es sich nicht um eine der Prestigesprachen (Französisch, Englisch…) handelt, in denen man auch in der Schule geprüft werden kann, ist erheblich. Auf die Frage, warum die Schüler*innen ihre Muttersprache in der Schule nicht sprechen, antworten einige SchülerInnen, dass „sie ihre Muttersprache in der Schule nicht sprechen dürfen“, aber darauf folgt meist sofort „es ist mir peinlich“ oder „ich werde ausgelacht, beleidigt oder beschimpft“. Das Potenzial der Mehrsprachigkeit wird in den Schulen nicht gefördert. Auch in den Kitas konzentriert sich die Sprachförderung vor allem auf den Erwerb der deutschen Sprache, die Muttersprache wird kaum oder gar nicht berücksichtigt.
„Die Abwertung der eigenen Sprache betrifft Menschen selbst, denn Sprache ist nichts den Menschen äußerliches, sie kann nicht einfach abgelegt und nur schwer verleugnet werden – und doch geschieht dies in der Schule jeden Tag. (…) Die Ausgrenzung und Abwertung von Sprachen ist die Ausgrenzung und Abwertung von Menschen anhand bestimmter Merkmale, mit denen Eigenschaften verbunden werden. Sie ist Rassismus.“[1]
Aus diesem Grund setzt sich das MigrantenElternNetzwerk Niedersachsen dafür ein, dass die Mehrsprachigkeit unserer Einwanderungsgesellschaft in den Sprachangeboten der Bildungseinrichtungen zum Ausdruck kommt und darüber hinaus Mehrsprachigkeit als Leitidee in den niedersächsischen Schulen verankert wird.
[1] Katrin Huxel (2020): Initialbeitrag der RfM-Debatte 2020 Drei Sprachen sind genug Link zum Beitrag:
https://rat-fuer-migration.de/2020/07/15/debatte-2020-drei-sprachen-sind-genugfuers-abitur-kommentar-2-von-dr-katrin-huxel/ (01.03.2021)