07. Oktober 2023 – 10 bis 17 Uhr

Die  Landesweite Konferenz 2023 widmete sich dem Thema der Teilhabe von Migrantinnen und Migranten sowie deren Zugehörigkeit in einer Gesellschaft, die einerseits von Vielfalt und Migration und andererseits von Ausgrenzung und Rassismus geprägt ist.
Mit dem steigenden Anteil der migrantischen Bevölkerung wächst auch unser Streben nach stärkerer Sichtbarkeit, Anerkennung und politischer Einflussnahme. Es geht darum, ein inklusives gesellschaftliches Umfeld zu schaffen, in dem Menschen unterschiedlicher Herkunft gleichberechtigt teilhaben können. Herkömmliche Trennlinien zwischen „wir“ und „ihr“ verwaschen durch die Pluralisierung zunehmend, wodurch sich neue Zugehörigkeitsmuster ergeben.
Wie können wir sicherstellen, dass Menschen mit Migrationsbiografie in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens angemessen repräsentiert sind?
Welche Rolle spielen Migrant*innenselbstorganisationen bei der Interessenvertretung und in welcher Form müssen sie sich den neuen Entwicklungen anpassen, um zukunftsfähig zu bleiben?

Alle Interessierten waren herzlich eingeladen, an der Konferenz teilzunehmen, Ideen auszutauschen, Lösungsansätze zu diskutieren und Impulse für eine inklusive und gerechtere Gesellschaft zu setzen.
Die Konferenz bot eine Plattform für Vernetzung, Wissensaustausch und den Aufbau von Kooperationen.

Die Konferenz fand in hybrider Form in der Ada-und-Theodor-Lessing Volkshochschule in Hannover und über zoom statt. Die Teilnahme war sowohl in Präsenz als auch online möglich.

Videodokumentation der Beiträge im Plenum

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Eröffnung und Begrüßung

Teilhabe und Zugehörigkeit in der postmigrantischen Gesellschaft

Dr. Mark Terkessidis ist Publizist und Migrationsforscher.
Er hat in Köln Psychologie studiert und in Mainz zum Thema Rassismus promoviert.
Darüber hinaus war er Redakteur der Zeitschrift „Spex“ (1992 – 1994), Moderator für WDR „Funkhaus Europa“ (2003 – 2011) und u.a. Lehrbeauftragter an der Universität St. Gallen (2012 – 2018).
Als Autor hat er zahlreiche Sachbücher, darunter „Wessen Erinnerung zählt? Koloniale Vergangenheit und Rassismus heute“ (2019), „Nach der Flucht. Neue Ideen für die Einwanderungsgesellschaft“ (2017) und „Kollaboration“ (2015), aber auch Beiträge u.a. in Süddeutsche Zeitung, taz,
Tagesspiegel und Die Zeit veröffentlicht.
2006 verfasste er zusammen mit Yasemin Karakaşoğlu ein Plädoyer für mehr Rationalität in der Integrationsdebatte.

Perspektive von Migrant*innenselbstorganisationen – Werden MSO noch gebraucht? Wohin geht die Reise?

Dr. Anwar Hadeed ist Mitbegründer und Geschäftsführer (seit 2013) von amfn e.V.
Zuvor war er lange Jahre als Flüchtlingssozialarbeiter in Göttingen tätig, bevor er 1992 wissenschaftlicher
Mitarbeiter an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg wurde. Sein inhaltlicher Schwerpunkt liegt auf den Möglichkeiten zur
beruflichen Integration von höher qualifizierten Geflüchteten sowie den Partizipationspotentialen von MSOs. Er promovierte zum Thema: „Selbstorganisation im Einwanderungsland – Partizipationspotentiale von Migranten-Selbstorganisationen in Niedersachsen“.
Seit 1993 ist er zudem Mitglied der Kommission zu Fragen der Migration und Teilhabe des Niedersächsischen Landtags (ehem. Ausländer- bzw. Integrationskommission) und vertritt mit amfn e.V. die Interessen aller Personen mit Migrationshintergrund, die ihren Lebensmittelpunkt in Niedersachsen gefunden haben – bei staatlichen und nichtstaatlichen Organisationen auf Landes- und Bundesebene.

Dokumentation zu den Workshops

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Ergebnisse:

Tokenism bezieht sich in der Rassismusforschung auf die oberflächliche Einbindung von Menschen mit Migrationsgeschichte, um den Eindruck von Vielfalt zu erwecken, während sie in Wahrheit nicht wirklich an Entscheidungsprozessen teilhaben. In diesem Workshop wurde untersucht, wie Tokenism vermieden und echte Teilhabe ermöglicht werden kann. Wie können sich insbesondere junge Aktive vor falschen Teilhabeversprechen schützen? Welche Maßnahmen können auf institutioneller Ebene wirkungsvoll vor Tokenism bewahren?

Input:

Innawa Bouba arbeitet als Moderatorin und Bildungsreferentin zu den Themen dekoloniale Klimagerechtigkeit, Rassismuskritik, Intersektionalität und Jugendbeteiligung.
Als angehende Politologin engagiert sie sich im Vorstand des Dachverbandes Generation Postmigration e.V. und leitet das BIPoC* Klimakollektiv Colors of Climate. Zudem ist sie in verschiedenen kommunalpolitischen Prozessen als Expertin involviert, wie dem WIR 2.0 Prozess der Stadt Hannover und der Initiative Jugendparlament für Hannover.

Ergebnisse:

Dieser Workshop widmete sich der Frage der Identität(en) in der postmigrantischen Gesellschaft. Da die Gesellschaft zunehmend vielfältiger wird, ergeben sich auch neue und komplexere Zugehörigkeiten. Es wurde über Mehrfachidentität gesprochen und insbesondere im Hinblick auf die zweite und dritte Migrant*innengeneration der Frage nachgegangen, welche Faktoren maßgeblich sind, um ein „neues wir“ zu entwickeln. Wie hängt Zugehörigkeit mit gesellschaftlicher und politischer Teilhabe zusammen?

Präsentation: Identität(en) in der postmigrantischen Gesellschaft [.pdf]

Input:

Ramina Yachkaschi promoviert an der Freien Universität Berlin im Bereich Gender and Diversity und setzt sich seit 10 Jahren mit einem intersektionalen Arbeitsansatz für eine diversitätssensible Gesellschaft ein.
Sie ist Leiterin der AK Bildungsarbeit und Vertrauensperson der ichbinsichtbar-Initiative, die das Ziel hat, die Stimmen migrantisch gelesener und marginalisierter junger Menschen in Deutschland über verschiedene Formate sicht- und hörbar zu machen.

Arian Darat arbeitet hauptamtlich als Referent für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Iranischen Gemeinde in Deutschland e.V. (IGD), engagiert sich ehrenamtlich als Vorstandssprecher der (post-)migrantischen Jugendorganisation „Ayande“ und gründete die ichbinsichtbar-Initiative mit. Sein Engagement reicht von der Jugendvereinsarbeit bis hin zum Podcasten, Social-Media Aktivismus und der diversitätssensiblen Bildungsarbeit.

Ergebnisse:

Wir leben in einer pluralistischen Gesellschaft, die sehr komplex und im stetigen Wandel begriffen ist. Dieser Workshop ging der grundsätzlichen Frage nach, wie sich Organisierungs- und Organisationsformen in einer hochdynamisierten und sich ausdifferenzierenden postmigrantischen Gesellschaft verändert haben. Die Motivationen, Bedarfe und Bedürfnisse junger BIPoC sollten dabei im Fokus stehen.

Präsentation: Organisationsformen junger BIPoC [.pdf]

Input:

Leyla Ercan ist als Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Referentin und Dozierende tätig. Ihre Schwerpunktthemen sind Diversität und Inklusion, Changeprozesse und Kritische Kulturelle Praktiken in Kultureinrichtungen, Menschenrechts- und Demokratiebildung sowie Empowerment für Women of Colour. Zuletzt war sie am Staatstheater Hannover für die Diversitätsentwicklung in Programm, Publikum, Personal zuständig.

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